Tierarzt für Pferde Dr. Hubertus Nebe - Türkheim

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Die Zahngesundheit des Pferdes

Wiederkehrende und sachgerechte Zahnpflege ist essentiell für die Gesundheit ihres Pferdes. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen und Behandlungen, wie das Raspeln bzw. das Beschleifen der Zähne, dienen der Funktionserhaltung des Pferdegebisses. Aus folgenden Gründen ist dies heute besonders wichtig:
  • Anders als bei uns Menschen „wachsen“ die Zähne des Pferdes zeitlebens 2 bis 5 mm pro Jahr. Dabei wachsen die Zähne tatsächlich nur bis zum Alter von 7 bis 9 Jahren in ihrer Länge. Danach schieben sich die Backenzähne nach und nach aus dem Kiefer in Richtung Maulhöhle.
  • Die Ernährung der Pferde und deren Fressgewohnheiten sind durch die Domestikation und Stallhaltung grundlegend verändert. Die heutige Pferdehaltung führt gegenüber dem ursprünglichen Steppenbewohner zu einem verminderten Abrieb der Zähne.
  • Wir fordern immer früher Leistungsbereitschaft von unseren heranwachsenden Pferden.
  • Tiere, die eine mangelhafte Zahnkonstitution vererben, werden nicht immer aus der Zucht ausgeschlossen.
Die richtige Zahnpflege lohnt sich. Idealerweise bildet die Kaufläche der Backenzähne eine Ebene, so dass der Kaudruck gleichmäßig auf die Kaufläche verteilt ist. Durch ungenügenden Abrieb bilden sich sogenannte Zahnkanten und -haken. Sind sie erst einmal entstanden, schränken sie den normalen Abrieb der Zähne noch weiter ein, sodass die Zahnhaken und -kanten schnell an Größe zunehmen. Die scharfen Kanten führen oft zu Verletzungen der Maulschleimhaut und an der Zunge. An den Oberkieferbackenzähnen können an den Außenseiten des Zahns (buccale Zahnfläche) scharfe Kanten entstehen, die zu Usuren (Druckstellen) in der Backenschleimhaut und damit zu Schmerzen führen. Besonders in dem Bereich, an dem der Nasenriemen anliegt, ist dies für das Pferd unangenehm und schmerzhaft. Durch Kantenbildung an den Unterkieferbackenzähnen (lingualen Zahnfläche) kann es zu Verletzungen an der Zunge kommen. Auch Zahnfehlstellungen oder fehlende Zähne können schnell zu einem ungleichmäßigen Abrieb führen und die Kaubewegungen erheblich einschränken. Stufen, ausgeprägte Querrillen (Querkämme), Haken, Rampen oder Meiselzähne behindern die Vor- und Rückwärtsbeweglichkeit des Unterkiefers.

Das Pferdegebiss

Pferde entwickelten sich in der Evolution in weiten Graslandschaften zu Weidetieren und ihr Gebiss ist perfekt daran angepasst. Das ausgewachsene Pferd besitzt maximal 44, meist jedoch 40 bleibende Zähne, die entsprechend Form und Funktion verschiedenen Zahntypen zugeordnet werden. Die Zähne des Pferdes unterscheiden sich anatomisch deutlich von denen des Menschen. Sie besitzen in den ersten Jahren ein echtes Längenwachstum und wachsen dann langsam aus dem Zahnfach in die Maulhöhle hinaus, um den nutzungsbedingten Abrieb auszugleichen. Die Vorderzähne oder Schneidezähne, bekannt als Incisivi (lat. abgeleitet von incidere – einschneiden), dienen beim Grasen als Schneidewerkzeuge. Zu den Backen- oder Mahlzähnen gehören die Prämolaren und die Molaren (lat. Mola – der Mahlstein). Sie besitzen eine größere, etwas geneigte und profilreiche Kaufläche, um das Futter vor dem Abschlucken zu einem Nahrungsbrei zu zermahlen. Wie der Mensch, so hat auch das Pferd vor dem permanenten Gebiss ein vorläufiges Milchgebiss. Die ersten Milchschneidezähne werden meist schon angelegt, bevor das Fohlen geboren wird. Die letzten Milchzähne brechen jedoch erst durch das Zahnfleisch, wenn das Fohlen ca. 8 Monate alt ist. Diese Zähne werden dann ab einem Alter von 2 ½ Jahren von den bleibenden Zähnen ersetzt. Die Milchzähne des Pferdes sind kleiner als die Permaneten (Bleibenden) und zwar aus folgenden Grund: die Kieferbögen sind beim jungen Pferd noch kleiner und deshalb erscheinen die zunächst perfekt passenden Zähne mit dem fortschreitenden Wachstum zu klein. Gegen Ende des fünften Lebensjahres sollten die Pferde den Zahnwechsel vom Milchgebiss zum permanenten Ersatzgebiss oder „Erwachsenen-Gebiss“ abgeschlossen haben.

Im Ersatzgebiss besitzt das Pferd im Ober- und Unterkiefer jeweils sechs Schneidezähne (I1, I2, I3). Die Eckzähne (C) sind meistens nur bei männlichen Pferden angelegt. Die Backenzahnreihe besteht auf jeder Seite des Ober- und Unterkiefers aus drei Prämolaren (P2, P3, P4) und drei Molaren (M1, M2, M3). Im Verlauf der Evolution wurde der erste Backenzahn (P1) zurückgebildet und ist lediglich bei einem Teil der Pferde als kleiner „Wolfszahn“ ausgebildet. Die folgende Tabelle zeigt das Durchschnittsalter, bei welchen die verschiedenen Zähne durch die Maulschleimhaut „durchbrechen“.

Milchzähne:
Incisivi 1 (vordere oder innere Schneidezähne) — bei Geburt oder 1. Woche
Incisivi 2 (mittlere Schneidezähne) — 4 - 6 Wochen
Incisivi 3 (äußere Schneidezähne) — 6 - 9 Monate
Prämolares 1, 2, 3 (vordere Backenzähne) — bei Geburt (bis erste 2 Wochen)

Ersatzzähne:
Incisivi 1 — 2 ½ Jahren
Incisivi 2 — 3 ½ Jahren
Incisivi 3 — 4 ½ Jahren
Canini (Hengst-Haken- oder Eckzähne) — 4 - 5 Jahren
Prämolaren 1 (Wolfszähne) — erstes Jahr
Prämolaren 2 — 2 ½ Jahren
Prämolaren 3 — 3 Jahren
Prämolaren 4 — 3 - 4 Jahren
Molaren 1 (hintere Backenzähne) — 12 Monate
Molaren 2 (hintere Backenzähne) — 2 Jahre
Molaren 3 (hintere Backenzähne) — 3 ½ - 4 Jahre

Alle Schneide- und Backenzähne schieben sich bis zum Alter von ca. 15 Jahren aus ihren Zahnfächern heraus. Es findet ein sog. „Nachwachsen“ statt. Tatsächlich sind die bleibenden Zähne von Anfang an in ihrer Länge angelegt und werden lediglich nachgeschoben. Daraus folgt, dass gewisse Zahnfehlstellungen lebenslänglich nachkorrigiert werden müssen.

Häufige Zahnprobleme

Pferde können an vielfältigen Zahnproblemen leiden. Einige der häufigsten sind folgende:
  • Scharfe Spitzen und Kanten der Backenzähne, die Verletzungen an der Backenschleimhaut und Zunge verursachen
  • Zahnkappen (zurückbleibende Reste von Milchzähnen auf den schon durchgebrochenen bleibenden Zähnen)
  • Haken an den ersten und letzten Backenzähnen von Ober- und Unterkiefer, welche den natürlichen Kauvorgang behindern
  • Lange und / oder scharfkantige Eckzähne, die während des Kauvorgangs Lippen, Schleimhaut und Gaumen (Zahnfleisch) verletzen
  • Verlorene oder abgebrochene Zähne, Zahnreste, Zahnlücken
  • Anormale oder ungleichmäßige Kauflächen
  • Überzählige Zähne
  • Übermäßig abgenutzte Zähne
  • Entzündungen von Zahn, Zahnhalteapparat und Zahnfleisch
  • Zahnfehlstellungen (kann sowohl angeboren sein als auch unfallbedingt)
  • Zahnfleischerkrankungen
  • Überbiss und Hechtgebiss
  • gebrochene Zähne mit und ohne Wurzelspitzenabszesse

Erkennen von Zahnproblemen

Die meisten Pferdebesitzer wissen sofort, dass ihr Pferd Zahnprobleme hat, wenn es sog. „Heuwickel“ oder Kraftfutter ausspuckt. Pferde mit Zahnproblemen können die verschiedensten Symptome zeigen, wie Schmerzen, Behinderung des Kauaktes, oder sie zeigen überhaupt keine erkennbaren Symptome. Wichtige Anzeichen für eine Zahnerkrankung können sein:
  • Futterverlust aus dem Maul während des Kauens, Schwierigkeiten mit dem Kauvorgang, eingeschränkte Kaufunktion (Kauen der sog. „Wickel“) oder übermäßiges Speicheln
  • Abmagerung des Pferdes
  • Wiederholt vorkommende Verdauungsstörungen (Koliken) oder auch vermehrtes Auftreten von Kotwasser
  • Größere oder unverdaute Futterpartikel im Kot
  • Kopfschräghaltung oder –schütteln oder übermäßiges Zungenspiel
  • Widerstand beim Aufzäumen oder Steigen beim Annehmen des Zügels
  • Fehlerhafte Kopf-Hals-Haltung (Pferd ständig vor oder hinter dem Zügel, läßt sich schlecht seitwärtsstellen, Verwerfen im Gnick)
  • Verhaltensveränderungen, wie das Ziehen an Zügeln, Ungehorsam bei Wende- oder Stoppbefehlen, sogar Buckeln
  • Fehlinterpretierte „Rückenprobleme“ wie schwungloser steifer Gang und Schweifschlagen oder Ohrenanlegen beim Reiten
  • Fauliger Geruch aus dem Maul und den Nüstern oder Blutspuren im Maul
  • Nasaler Ausfluss oder Schwellung im Bereich des Gesichts, des Kiefers oder der Maulschleimhaut
Nur die regelmäßige Zahnkontrolle hilft in der rechtzeitigen Diagnostik von Zahnerkrankungen und bei der präventiven Behandlung (Instandhaltung) der Zähne. Daraus resultiert ein gesünderes, leistungsbereiteres und auch zufriedeneres Pferd. Die fachgerechte Untersuchung des Pferdegebisses durch einen Tierarzt mit geeigneten Instrumenten und Lichtquellen ist somit Grundlage des weiteren Vorgehens und notwendiger Maßnahmen. Das heißt, dass der Kopf in einer Kopfaufhängung oder auf einem Kopfständer fixiert ist und das Maul durch ein Maulgatter geöffnet wird. Für eine freie Sicht in die Maulhöhle und zur Beurteilung der Zähne muss die Maulhöhle zuerst ausgespült werden. Zu einer vollständigen Untersuchung der Maulhöhle gehören neben der Adspektion (einfache Sichtkontrolle) auch die Palpation (manuelle Untersuchung durch Abtasten) von Zähnen, knöchernde Strukturen, Lippen, Wangen, Zunge und Maulschleimhaut. In den meisten Fällen ist eine geeignete Ruhigstellung durch Sedierung des Pferdes von Vorteil. Die Sedierung führt zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingung für den Tierarzt, da das sedierte Pferd weniger kaut, was sich insbesondere in einer Qualitätssteigerung der Arbeit im hinteren Bereich der Maulhöhle zeigt. Weiterhin wird durch die Sedation die Sicherheit für das Pferd , den Besitzer und den behandelnden Tierarzt erhöht. Das Verletzungsrisiko durch Abwehrbewegungen des unsedierten Pferdes ist keinesfalls zu unterschätzen. Neben der Betrachtung der Maulhöhle gehört zu einer vollständigen Untersuchung auch die Betrachtung des Kopfes. Hier können Asymmetrien in der Bemuskelung des Kopfes, Knochenvertiefungen oder Knochenauftreibungen am Kopf Hinweise auf Erkrankung von Zähnen geben. Die notwendigen tierärztlichen Kontrollinteralle richten sich in vielen Fällen nach dem Alter des Pferdes, aber auch nach den individuellen Untersuchungsbefunden.

Maßnahmen zur Gesunderhaltung

Der Pferdebesitzer selbst kann durch eine pferdegerechte Fütterung und Haltung zur Zahngesundheit beitragen. Pferde mit Weidegang nehmen durch das ständige Fressen vom Boden Sand und kleine Steine auf, was zusammen mit dem Silikat und den Rohfasern des Wiedegrases zur Abnutzung der Zähne beiträgt. Bei Pferden mit Boxenhaltung ist dies häufig nicht der Fall und daher sollte bei der Fütterung auf genügend Rauhfutteranteil geachtet werden. Eine zu konzentrierte Fütterung mit Ergänzungs- und Weichfutter reduziert die Kaubewegungen und führt zu ungenügendem oder ungleichmäßigen Abrieb. Dadurch können die Zähne unphysiologisch lang und ungleichmäßig werden. Im Laufe des Pferdelebens nutzen sich insgesamt die Zähne ab und können speziell bei älteren Pferden auch ausbrechen.

Leider neigen Backenzähne auch unter Weidebedingungen zur Bildung von Spitzen und scharfen Kanten. Da der Unterkiefer der Pferde enger verläuft als der Oberkiefer, mahlt das Pferd die Futterbestandteile mit steten Seitwärtsbewegungen, scharfe Kanten werden daher hauptsächlich an den Rändern der Zähne ausgebildet. Diese findet man hauptsächlich auf der Backenseite des Oberkiefers und auf der Zungenseite des Unterkiefers. Diese Kanten sollten vom Tierarzt fachmännisch entfernt werden, um Verletzungen der Zunge und der Backenschleimhaut vorzubeugen. Der Vorgang des Zähneraspeln oder -beschleifens ist daher die häufigste tiermedizinische Maßnahme am Pferdegebiss. Dabei soll das Gebiss mit den einzelnen Zähnen in eine regelrechte Form, genannt Normokklusion, gebracht werden. Man entfernt scharfe, vorstehende Spitzen und Kanten und formt eine physiologisch verlaufende Kaufläche. Überlange Schneidezähne und Backenzähne werden in eine physiologische Form und Länge gebracht. Entsprechende Maßnahmen sind vor allem dann erforderlich, wenn bereits Zahnverluste aufgetreten sind oder Fehlstellungen vorliegen und der korrekte Zahnschluss nicht mehr gegeben ist. Nur durch den Kontakt von unterem und oberem Zahn bleibt die Kaufläche gleichmäßig eben. Ist ein Backenzahn falsch ausgerichtet, so kann es zu einer Hakenbildung kommen. Wird dies nicht erkannt, besteht die Gefahr, dass ein Zahn in den Gaumen oder die Lade einspießt und diesen damit verletzt. Haken können durch Abschleifen entfernt werden. Heute werden hierfür vorwiegend elektrische Schleifgeräte verwendet. Aber auch mit Handrapseln ist eine ordentliche und korrekte Zahnbehandlung durchführbar.

Wolfszähne

Wolfszähne sind entwicklungsgeschichtlich degenerierte prämolare Backenzähne (Prämolare 1, s.o.). Sie können sich an jeder beliebigen Position einseitig oder beidseitig zwischen dem Hakenzahn (Canini) und dem ersten sichtbaren Backenzahn (Prämolare 2) befinden. Meistens sitzen sie jedoch vor dem ersten sichtbaren Backenzahn. Häufig werden sie mit den Haken- oder Hengstzähnen verwechselt, die weiter vorne im Pferdemaul zu finden sind. Man findet sie häufig im Oberkiefer, selten im Unterkiefer. Ein Pferd kann somit bis zu vier Wolfzähne oder gar keinen Wolfszahn besitzen. Wolfszähne besitzen keine stark ausgeprägte Zahnwurzel, die sie im Kieferknochen verankert. Gelegentlich findet man sie auch unter dem Zahnfleisch. Man bezeichnet sie dann als „blinde Wolfszähne“. Mit etwa einem Jahr kann man sie bereits sehen bzw. fühlen. Obwohl nicht alle Wolfszähne Probleme bereiten, beugt eine frühzeitige Extraktion (Ziehen eines Zahns) dieses permanenten Zahns am stehenden, sedierten (beruhigten) Pferd vielen Problemen mit der Trense („Mauligkeit“) vor.

Der Altersfaktor

Wie bereits angedeutet, entscheidet auch das Alter des Pferdes über die Häufigkeit notwendiger Zahnuntersuchungen. Bitte berücksichtigen Sie folgendes:
  • Pferde, die erstmalig ins Training gehen, sollten zuvor (besonders 2- und 3-jährig) einer umfassenden Zahnuntersuchung unterzogen werden, da sie sich genau im Zahnwechsel befinden. Dabei können Kanten geglättet und Zahnkappen entfernt werden.
  • Schon bei Jährlingen finden sich manchmal Unebenheiten des Gebisses, die scharf genug sind, um die Schleimhaut von Zunge und Backe zu schädigen. Die Korrektur führt zu einer verbesserten Verwertung der Nahrung und erhöht das Wohlbefinden.
  • Pferde in einem Alter zwischen 2 und 5 Jahren, also in der Phase des Zahnwechsel, sollten öfter einer Zahnuntersuchung unterzogen werden als jüngere Pferde. Die Milchzähne sind meist weicher als bleibende Zähne und entwickeln daher rascher scharfe Kanten. 24 Zähne werden in dieser Zeit abgestoßen und ersetzt, während 12 bis 16 Zähne angelegt werden. Pferde dieser Altersgruppe sollten zweimal im Jahr untersucht werden.
  • Ab dem sechsten Lebensjahr sollte man , unabhängig von eventuellen Zahnproblemen, die Pferde mindestens einmal im Jahr einer umfassenden Zahnuntersuchung unterziehen lassen.
  • Schon ab dem ca. 10. Lebensjahr der Pferde ist es wichtig, die endgültigen Zahnreihen zu erhalten, um eine bestimmte Höhe der Reibefläche auch noch beim alten Pferd sicherzustellen. Wenn man wartet, bis das Pferd 20 Jahre alt ist, kann die Oberfläche bereits so stark und ungleichmäßig abgenützt sein, dass durch mangelhafte Zahnlänge eine Futteraufnahme unmöglich wird. Daher empfiehlt es sich bei älteren Pferden 2 x jährlich eine Gebisskontrolle durchführen zu lassen.
  • Unter Umständen muss bei älteren Pferden mit Zahnverlust auch die Fütterung an die eingeschränkte Gebissfunktion angepasst werden.

Entwickeln Sie ein größeres Bewusstsein

  • Wenn ein Pferd Verhaltensänderungen zeigt, sollten Zahnprobleme als mögliche Ursachen bedacht werden.
  • Die Zähne sollten während der jährlichen Untersuchung nach Bedarf von einem Tierarzt behandelt und gepflegt werden. Die Untersuchung und Behandlung des Pferdegebisses sind tierärztliche Aufgaben und gehören nicht in die Hand von Laien.
  • Wolfzähne müssen manchmal entfernt werden. Wir Tierärzte beraten Sie als Pferdebesitzer diesbezüglich gerne.
  • Eine sorgfältige Gebissuntersuchung und -behandlung kann für Pferd und Tierarzt am besten und sichersten unter Sedierung (Beruhigung des Pferdes) durchgeführt werden. Zudem darf nach dem Tierschutzgesetz § 5 (1) ein mit Schmerzen verbundener Eingriff nicht ohne Betäubung vorgenommen werden. Eine Sedierung und Betäubung darf ausschließlich nur durch einen Tierarzt erfolgen.
  • Lockere Zähne sind meist erkrankte Zähne. Wenn ein Tierarzt einen lockeren Zahn findet, wird er ihn entfernen. Dies verringert die Infektionsgefahr und beugt anderen Problemen vor.
  • Hengstzähne haben in der Regel nur erwachsene Wallache und Hengste, aber manchmal kommen sie auch bei Stuten vor. Sie werden normalerweise gekürzt und rund geraspelt, damit Zunge und Schleimhäute nicht verletzt werden.
  • Abhängig vom Zustand der Zähne kann auch eine mehrmalige Behandlung zur Wiederherstellung einer ungestörten Kaufunktion des Gebisses durch den Tierarzt erforderlich sein.
  • Es ist entscheidend, Zahnprobleme früh zu erkennen und zu behandeln. Ein zu langes Abwarten führt unweigerlich zur Verschlechterung des Zustandes und kann die Behandlung schwierig oder sogar unmöglich machen.
  • Die Anwendung von modernen Instrumentarium wie z.B. einem Maulgatter, Stirnlampe, diversen mechanischen und manuellen Schleif- und Raspelgeräten sollte selbstverständlich sein.
Der jährliche Besuch zur Zahnuntersuchung sollte heute mit dem Wissen um die Zahngesundheit als selbstverständlich angesehen werden wie die regelmäßige Entwurmung oder der sechs- bis achtwöchige Termin beim Hufschmied. Unsere Praxis bietet Ihnen als besondere Serviceleistung eine jährliche schriftliche Erinnerung zur Zahnkontrolluntersuchung.

Ernsthafte Zahnleiden

Viele der genannten Untersuchungen und Maßnahmen können beim Pferd vom Tierarzt unter Stallbedingungen durchgeführt werden. Bestehen Infektionen an Zähnen oder Zahnfleisch, brechen Zähne ab oder aus und erreichen die Haken an den Backenzähnen extreme Ausmaße, dann können chirurgische Behandlungen mit oder ohne Zahnextraktion notwendig sein. Unter Umständen muss dies unter stationären Bedingungen durchgeführt werden. Auch kann gelegentlich eine Behandlung in Vollnarkose nötig und sinnvoll sein. Im Vordergrund sollte stets die bestmögliche Schmerzausschaltung und kurze Zeitdauer eines Eingriffs im Sinne einer tierschutzgerechten, artgerechten, schonenden und professionellen Zahnbehandlung stehen.

Warum sollte ich bei Zahnproblemen zum Tierarzt gehen?

Der Mensch geht ja auch nicht mit Zahnschmerzen zu einem Laienbehandler, sondern er geht zu einem Zahn-Arzt. Die Zahngesundheit beim Pferd beschränkt sich nicht nur auf das Ab- und Beschleifen von Zähnen. Das Pferd sollte sediert werden oder es muss eventuell ein Wolfszahn gezogen werden. Beides sind chirurgische Eingriffe beim Tier, die bei uns in Deutschland dem Tierarzt vorbehalten ist. Weiterhin kann es sein, dass eventuell zu einer vollständigen Behandlung entzündungshemmende oder antibiotischwirkende Medikamente verordnet werden müssen. Auch dies kann nur in richtiger therapeutischer Dosierung von einem Tierarzt verordnet und verschrieben werden. Bei bestimmten Erkrankungen gehört zu einer vollständigen Diagnostik eine röntgenologische Untersuchung, die wiederum auch nur von einem Tierarzt mit Kenntnissen in der Radiologie durchgeführt werden kann. Die Zahnheilkunde beim Pferd umfasst heute auch zahnerhaltende Maßnahmen in Form von Füllungen (Vitalamputation und Totalamputation bei Zahnfrakturen mit eröffneter Pulpahöhle). Richtig ist, dass die Unterrichtung im Fach Zahnheilkunde beim Pferd in der Vergangenheit in der universitären Ausbildung zu kurz gekommen ist. Doch die Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Zahnheilkunde sind inzwischen so vielfältig, dass jeder Tierarzt, der im Bereich der Zahnheilkunde tätig werden will, diese Angebote nutzt. Somit ist die Zahnheilkunde, die heute von Tierärzten durchgeführt wird, auf höchsten wissenschaftlichen Niveau. Daher nutzen Sie als Pferdebesitzer dieses Wissen von Tierärzten bei Zahnproblemen bei Ihrem Pferd.
 
Dr. med. vet. Hubertus Nebe
Fachtierarzt für Pferde
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